Sonntag, Juni 03, 2012

*Buchrezension* Lucas (Kevin Brooks)





Titel: Lucas
Autor: Kevin Brooks
Erschienen: 2005
Ausgezeichnet mit dem deutschen Jugendliteraturpreis!
Seitenzahl: 448
Preis (Taschenbuch): 11,95€










Kurzbeschreibung:
Eines Tages ist er einfach da: Lucas. Niemand weiß, wer er ist, wo er herkommt und was er hier auf der Insel will. Cait ist von Anfang an fasziniert von diesem rätselhaften Jungen und bald entspinnt sich im Geheimen etwas ganz Zartes, Schönes zwischen den beiden, für das Cait keinen Namen findet. Doch die Inselbewohner beäugen den Fremden misstrauisch und sind bereit, ihm jede Schandtat anzuhängen, die auf der Insel passiert. In der schwülen Sommeratmosphäre spitzt sich die Lage bald unbegreiflich zu - und Cait, die bedingungslos zu Lucas steht, gerät mitten hinein in eine Hetzjagd um Leben und Tod.

Meine Meinung:
"Die Menschen mögen es nicht, wenn sie nicht wissen wer du bist. Sie mögen nicht, wenn etwas nicht in ihr Schema passt. Sowas erschreckt sie. Sie würden es lieber mit einem Monster aushalten, das sie kennen, als mit einem Geheimnis, das sie nicht kennen." Lucas

Genau so ergeht es dramatischerweise auch Lucas, dem geheimnissvollen Jungen. Bis zum Ende hin, hat er mich sehr fasziniert und er blieb geheimnisvoll, beinahe wie ein übernatürliches Wesen. Er ist ein super toller Mensch, seine Worte sind klug und bestehen aus Lebensweisheiten. Seine mühelose Gelassenheit wurde sehr schön beschrieben und mir hat seine persönliche Art und seine Lebensweise gefallen. Gerade deswegen hat es mich unheimlich geärgert, wie Lucas in diesem Buch behandelt wird.
Auch Cait war sofort fasziniert von Lucas. Das Buch ist aus ihrer Sichtweise geschrieben und ich konnte mich in ihrer Ausdrucksweise sehr gut wieder finden. Obwohl sie eigentlich noch sehr jung ist (15-16) hat sie doch schon sehr erwachsen und vernünftig gedacht und gehandelt, was mir ausgesprochen gut gefallen hat. Zwar war sie mir persönlich an einigen Stellen etwas ZU freundlich und ich bin mir sicher, dass ich in ähnlichen Situationen, in die sie geraten ist, explodiert wäre und hals über kopf gehandelt hätte ohne nachzudenken, aber auf lange Sicht hat sie meiner Meinung nach alles richtig gemacht und absolut nichts zu bereuen (außer vllt ihr Verhalten gegenüber Simon^^). Ihre Gedankengänge sind so wundervoll beschrieben, dass ich teilweise echt dahingeschmolzen bin. Mich hat es beinahe erstaunt, wie GUT man dieses Buch ins Deutsche übersetzt hat! Auch hat es mich etwas verwundert, dass ein männlicher Autor die Sichtweise eines jungen Mädchens so treffend beschreiben und darlegen kann, denn bisher war ich immer der Meinung, dass Männer eben nicht so richtig verstehen können, wie es im Innern einer Frau wirklich aussieht.
Die Handlung des Buches spitzt sich dramatisch zu und endet in einer Hetzjagd, die ungerechter und furchtbarer nicht hätte sein könnten. Irgendwie ahnt man schon, dass das ganze nicht gut enden kann und ich musste an einigen Stellen tatsächlich vor Wut und Trauer über die Ungerechtigkeiten die Lucas widerfahren, nur weil er ein Fremder ist, weinen und ich konnte nicht verstehen, wie selbst vernünftige Leute so handeln können. Und dennoch findet man ähnliche Situationen in unserer heutigen Gesellschaft wieder. Wie zum Beispiel U-Bahn Schlägereien. Alle finden es entsetzlich aber keiner hilft. Auch bei Lucas gibt es einige Szenen, bei denen eigentlich jeder gesehen hat, wie es wirklich war, aber keiner unternimmt etwas, wenn jemand Lucas eine Schandtat anhängen will. Nein, sie bestärken diesen jemand sogar. Cait jedoch zweifelt nie an Lucas und steht stest zu ihm. Auch ihr Vater gefiel mir gut, denn er vertraut seiner Tochter und die Liebe zwischen den beiden ist groß. 
Das unausweichliche Ende hat mich wirklich fertig gemacht und ich war mehr als nur etwas aufgewühlt. Man legt das Buch mit großem Entsetzten aus der Hand und ich musste noch ewig darüber nachdenken. 
Die Liebe, die sich gewissermaßen zwischen Lucas und Cait entwickelt ist so zart und fein, und dennoch so vollkommen. Es geht um viel mehr als bloß Liebe, eigentlich ist es Seelenverwandtschaft und der Autor bediente sich hier des Mittels "Weniger ist mehr", was wirklich super gelungen ist. 
Den Jugendliteraturpreis hat dieses Buch definitiv verdient und ich war schon lange nicht mehr so begeistert von einem Roman, mit einer eigentlich einfachen Geschichte (die übrigends auch als Schulmaterial dient, was man auch daran bemerkt, dass es viele Metaphern, Vergleiche,... gibt), aber so tollen Schreibweise und Gefühlsanregung.
Das Buch war mit völlig unbekannt und ich denke auch, dass es recht unbekannt ist, was sehr schade ist, da ich es wirklich liebe und zu meinen Top Büchern, vorallem in diesem Genre (so ganze ohne Fantasy :o), zählen kann!

Bewertung: 10/10

1 Kommentar: